double #46

Networking.
Netzwerkmodelle im Figurentheater

Heft 2/2022

Essay: All the world’s … vertep
Festivals: Paris, Plzeň, Berlin, Bochum, Baden, Magdeburg


Editorial

Wenn wir über Netzwerke reden, können wir eigentlich mit diesem Heft anfangen. double wäre ohne das internationale Netzwerk, das sich seit Jahren um die Redaktion aufgebaut hat, nicht denkbar. Es besteht nicht nur aus Autor*innen, Künstler*innen und Theatern, vielmehr umfasst es auch Inszenierungen, Festivals, Diskurse, Ästhetiken und Themenfelder, die im gemeinsamen Spiel zwei Mal im Jahr zu einem Heft führen. Dass es dabei auch eine ganz eigene Dynamik entwickeln kann und maßgeblich die Hefte mitgestaltet, können wir auch dieser Ausgabe bescheinigen.

Mit Blick auf die Diskussion im double-Diskurs „Netzwerke gegen die Angst“, der im Mai auf der FIDENA stattfand, diskutiert Wolf-Dieter Ernst in seinem einleitenden Artikel Ideen von vernetzten Beziehungen und neue Kooperationen zwischen Menschen, Dingen, Flora und Fauna und fragt danach, ob das Figurentheater nicht über das passende ästhetische Vokabular verfügt, diese produktiv zu machen. Welche konkreten Modelle der Vernetzung Puppenspieler*innen auf Arbeitsebene schaffen und wie sich diese auf den künstlerischen Prozess auswirken, betrachtet der Artikel von Julia Pogerth am Beispiel zweier Stuttgarter Kompanien, während das Gespräch mit Élise Vigneron, Julika Mayer und Petra Szemacha anhand einer deutsch-französischen Koproduktion internationale Netzwerke und Vernetzungen von freien und institutionellen Strukturen befragt. Einen produktiven Seitenblick ermöglichen Stefanie Wenners Gedanken dazu, was das Theater von Pilzen lernen kann, bevor abschließend am Beispiel des Festivals Figure it out im Leipziger Westflügel fachspezifische Vernetzungen und der Kontakt mit dem Publikum im Zentrum stehen.

Im zweiten Teil des Heftes blicken die Autor*innen auf Entwicklungen der internationalen Figurentheaterszene: Ihre Erfahrungen in einem Auslandssemester an der ESNAM in Charleville-Mézières reflektiert die Puppenspiel-Studentin Leah Wewoda, deren Studiengang in Berlin im Sommer sein 50. Jubiläum begangen und in dreitägigen Festivitäten über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachgedacht hat. Aus Estland berichtet Anke Meyer vom Baltic Visual Showcase in Tallinn, und Festivalleiter Leino Rei fasst in seinem Artikel die Bemühungen zusammen, in den nordischen und baltischen Ländern eine universitäre Ausbildung im Figurentheater wieder aufleben zu lassen. Wiederbelebt ist auch der internationale Kulturaustausch: Rezensent*innen waren für double in Tschechien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland unterwegs und schildern ihre Eindrücke von sechs Festivals. Als Impuls verstehen sich die Aufsätze der ukrainischen Theaterwissenschaftlerin Daria Ivanova-Hololobova, der auf der Grundlage der szenografischen Idee des traditionellen ukrainischen Puppentheaters Vertep zwei Produktionen aus Kiew und Hamm vergleicht, so- wie von Kathi Loch, der über Tabus in den Darstellungspraktiken des Figurentheaters nachdenkt. Über impulsgebende internationale Kooperationen und digitale Formate berichten unsere Rezensentinnen in der Inszenierungsrubrik. Komplettiert wird das Heft wieder durch unsere Schweizer Kolleg*innen, die dieses Mal auf den personellen Neustart am Zürcher Theater Stadelhofen sowie auf eine Erhebung zum zeitgenössischen Figurentheater blicken.

Eine anregende Lektüre wünschen

Katja Spiess und Tim Sandweg

Inhalt

Thema

Networking.
Netzwerkmodelle im Figurentheater

  • Wolf-Dieter Ernst
    Unterwegs zu (post)humanen Netzwerken?
    Von den Möglichkeiten und Grenzen neuer Verbindungen
  • Julia Pogerth
    Das Ensemble als Netzwerk
    Modelle der Zusammenarbeit in der Stuttgarter Figurentheaterszene
  • Eine Wette auf magische Momente
    Ein Gespräch mit Élise Vigneron, Julika Mayer und Petra Szemacha zum internationalen Projekt „RE-MEMBER”
  • Stefanie Wenner
    Kompostieren statt Netzwerken
    Ein Plädoyer für Pilze als Stichwortgeber
  • Ein Festival als Reflexionsraum
    Ein Gespräch zu Figure it out im Westflügel Leipzig mit Jessica Hölzl, Julia Lehmann und Dana Ersing

Next Generation

  • Leah Wewoda
    Auf Spurensuche zwischen zwei Theaterwelten
    Rückblick auf ein Auslandssemester an der ESNAM in Frankreich
  • Katja Kollmann
    Die Puppe und die Zukunft
    50 Jahre Studiengang Zeitgenössische Puppenspielkunst in Berlin

Stippvisite

  • Anke Meyer
    Amazing View
    Der Baltic Visual Theatre Showcase in Tallinn
  • Leino Rei
    „Wir brauchen Zusammenarbeit“
    Überlegungen zur Puppenspielausbildung in den nordischen und baltischen Ländern

Essay

  •  Daria Ivanova-Hololobova
    All the worlds … vertep
    The Holocaust Tragedy as shown in two shows: „Everything will be alright” (Kyiv, Ukraine)
    and „Friedl Dicker” (Hamm, Germany)

Diskurs

  • Kathi Loch
    Kann, darf, soll
    Ein Gespräch zu Tabus und ihrer Überwindung im Puppentheater
  • Sabine Leucht
    Die Reise von Krabbe und Storch
    Die südafrikanisch-deutsche Stückentwicklung „Iskhalo somlambo / Der Ruf des Wassers“
  • Christina Röfer
    Vater, Sohn und ich in Nacht und Wind
    „Der Erlkönig“ als 360° Virtual Puppetry vom Puppentheater Zwickau

Festival

  • Mascha Erbelding
    En avant toutes
    Festivalbesuche in Plzenˇ und Paris
  • Gislinde Nauy
    Wenn die Sonne im Quadrat aufgeht
    Material-, Klang- und Bewegungsexperimente beim Festival FRATZ International
  • Jessica Hölzl und Mathilde Chagot-Mansuy
    Befragung der Welt
    Festivalbericht von der FIDENA 2022
  • Hansueli Trüb
    Neue Blickwinkel
    Grünschnabel-Preis beim FIGURA Theaterfestival 2022
  • Katja Spiess
    Ein Fest der Verbundenheit
    Frank Bernhardts Abschiedsfestival „Beste Freunde“ am Puppentheater Magdeburg

Schweizer Fenster

  • Nadja Rothenburger
    Spurensuche
    Eine Datenerhebung zum Figurentheater in der Schweiz
  • „Der Auftrag, den wir uns selbst geben möchten”
    Ein Gespräch mit Line Eberhard und Marcel Grissmer vom Theater Stadelhofen

English Summaries   

Notizen/Festivalkalender

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