Kultur erben
Generationenwechsel im Theater der Dinge
Heft 2/2020
Politik: Künstler*innen-Statements aus vier Kontinenten zur Pandemie-Situation
Neue ständige Rubrik: Schweizer Fenster
Was bleibt, wenn nach Jahren künstlerischer und kuratorischer Tätigkeit eine Laufbahn langsam in die Schlusskurve biegt? Was kommt, wenn eine junge Generation an Schaltstellen der Szene das Ruder in die Hand nimmt? Double hat sich umgeschaut, wie Übergänge zwischen Generationen im Puppen-, Figuren- und Objekttheater gestaltet werden, und präsentiert im Thementeil ein vielstimmiges Spektrum von Übergaben, Übernahmen und Diffusionen.
Meike Wagner macht sich Gedanken zu den Übergängen zwischen Generationen im künstlerischen Feld und sieht eher gemeinschaftliche Entwicklung statt Konfrontation. Eric Bass und Shoshana Bass, Agnès Limbos, Hans-Jochen Menzel und Anna Menzel reflektieren die künstlerische Zusammenarbeit zwischen Eltern und Kindern, bei der das Verhältnis der Generationen auf der Bühne immer mitschwingt. Katy Deville, Jean-Pierre Larroche, Neville Tranter und Ilsebyll Beutel-Spöri haben als erfahrene Künstler*innen jeweils eigene Wege gefunden, mit jungen Künstler*innen in Austausch zu kommen: als Mentor*in, Partner*in, Lehrer*in und Übergeber*in. Florian Rzepkowski, Kora Tscherning und Caroline Gutheil sind in den letzten Jahren als Theaterleitung gestartet und sprechen über den Gegensatz von Beharrungstendenz und Neuerungswunsch. Annika Gloystein berichtet über das Theater Kuckucksheim und das Theater Salz+Pfeffer als Mehrgenerationeninstitutionen, die produktive Lösungen für die Zusammenarbeit gefunden haben. Schließlich spricht Manfred Wegner im Interview mit Meike Wagner über die Möglichkeiten des Transfers und der Weiterentwicklung von puppenhistorischem Wissen über Generationen hinweg.
Der zweite Heftteil ist, genauso wie die darstellenden Künste insgesamt, geprägt durch die COVID-19-Pandemie und fragt, was die ökonomischen und ästhetischen Auswirkungen auf das Puppen-, Figuren- und Objekttheater sind. Neben Perspektiven auf die Situation in Deutschland, wo die neue Spielzeit unter Auflagen wieder starten konnte, sowie einer Reflexion über die Situation von internationalen Festivals versammelt diese Ausgabe Stimmen zur Lage in Israel, im Libanon, in Indonesien, Südafrika, Großbritannien und Argentinien. Künstlerischen Strategien im virtuellen Raum, mit digitalen Dingen und Themen der digitalen Transformation widmen sich Tom Mustroph und Christina Röfer, die Digitalstrategien im Figurentheater anhand des Sonderförderprogramms „Konfiguration“ und Formen von virtueller Ko-Präsenz vorstellen. Schließlich schauen die Autor*innen dieser Ausgabe auf neue Inszenierungen und Ausstellungen – on- und offline, virtuell und ganz haptisch.
Ab dieser Ausgabe gehören die letzten Seiten von double unseren Kolleg*innen aus der Schweiz. Damit hoffen wir, die Lücke, die die Einstellung der Theaterzeitschrift „figura“ gerissen hat, zumindest etwas füllen zu können.
Eine anregende Lektüre wünschen
Katja Spiess, Meike Wagner und Tim Sandweg
Thema
Kultur erben. Generationenwechsel im Theater der Dinge
- Meike Wagner
Der Vatermord fällt aus!
Einige Gedanken zu den Übergängen zwischen Generationen - Eric Bass, Shoshana Bass, Agnès Limbos, Hans-Jochen Menzel, Anna Menzel Katy Deville
Sich im Spiel begegnen
Zur künstlerischen Zusammenarbeit von Eltern und Kindern - Jean-Pierre Larroche, Neville Tranter, Ilsebyll Beutel-Spöri
Ästhetische Diffusion
Wie kann es gelingen, Puppenspiel und Objekttheater als Wissen und Kunst weiterzugeben - Florian Rzepkowski, Kora Tscherning, Caroline Gutheil
Zwischen Sternenflug und Basisarbeit
Junge Figurentheaterleiter*innen sprechen über den Generationenwechsel in Osnabrück, Meiningen und Berlin - Annika Gloystein
Wenn das Alter keine Rolle spielt
Theater Kuckucksheim und Theater Salz+Pfeffer als Mehrgenerationeninstitutionen - Sammeln, bereitstellen, wachsen lassen
Wissenstransfer über Generationen im Museum, Manfred Wegner und Meike Wagner im Gespräch
Politik
- Die Erschütterung des Normalen
Ein Gespräch mit Ute Kahmann, Anne-Kathrin Klatt und Stephan Wunsch über freie Figurentheaterkunst in Zeiten von Corona - Yael Rasooly, Javier Swedzky, Maria Tri Sulistyani, Marielise Aad, Mark Down, Andrico Goosen
„Doomed by hope“
Künstler*innen-Statements von vier Kontinenten
Reflexion
- Tom Mustroph
Gemischte Realitäten
Über neue Formen der Ko-Präsenz von Theater und Digitalität - Christina Röfer
Von pluralen Zuständen
Digitalstrategien im Figurentheater
Inszenierung
- Franziska Reif
Dialog mit Apparat
„The Temple“ im Westflügel Leipzig
Next Generation
- Sascha Krieger
Neue Räume aus der Leere
Zwei digitale Ensembleproduktionen der Hochschulen in Stuttgart und Berlin 40
Festival
- Tim Sandweg
Durst
Internationale Theaterfestivals zur Corona-Zeit
Ausstellung
- Sarah Heppekausen
Museum als Verführung
„Puppets 4.0 – ein imaginäres Museum“ am dfp in Bochum - Silvia Brendenal
Ohne Vorwarnung
Objekte aus 35 Jahren Theater von Agnès Limbos
Schweizer Fenster
- Jacqueline Surer
Neue Formen der Animation
Über den ersten Schweizer Masterstudiengang für Figurentheater - Ende einer Ära
Franziska Burger im Gespräch mit dem scheidenden Leiter des Fabrikpalasts Hansueli Trüb
English Summaries
Notizen/Festivalkalender
Impressum
Hier können Sie double #42 im TDZ-Online-Shop kaufen.
CONTENTS double 42:
THEME Inheriting culture. The generation change in theatre of things
- Meike Wagner
Patricide is ruled out.
Some thoughts on the transitions between generations - Eric Bass, Shoshana Bass, Agnès Limbos, Anna Menzel, Hans-Jochen Menzel
Meeting each other in play.
Artistic collaboration between parents and children - Katy Deville, Jean-Pierre Larroche, Neville Tranter, Ilsebyll Beutel-Spöri
Aesthetic diffusion.
How do we succeed in passing on puppetry and object theatre as knowledge and art? - Florian Rzepkowski, Kora Tscherning, Caroline Gutheil
Between stellar flight and basic work.
Young puppet theatre directors talk about the generation change in Osnabrück, Meiningen and Berlin - Annika Gloystein
When age does not matter.
Theatre Kuckucksheim and Theater Salz+Pfeffer as multi-generational institutions - Manfred Wegner talks with Meike Wagner
Collect, make available, enrich.
Transferring knowledge over generations in a museum
POLITICS
- Ute Kahmann, Anne-Kathrin Klatt and Stephan Wunsch talk with Katja Spiess and Tim Sandweg
Shattering the normal.
A conversation on fringe puppet theatre art in times of Corona - Yael Rasooly, Javier Swedzky, Maria Tri Sulistyani, Marielise Aad, Mark Down, Andrico Goosen
„Doomed by hope“.
Artists statements from four continents
REFLECTIONS
- Tom Mustroph
Mixed realities.
On new forms of co-presence between theatre and digitisation - Christina Röfer
On plural situations.
Digital strategies in puppet theatre
STAGING
- Franziska Reif
A dialogue with apparatus.
„The Temple“ in the Westflügel Leipzig
NEXT GENERATION
- Sascha Krieger
New spaces from the void.
Two digital ensemble productions from the universities in Stuttgart and Berlin
FESTIVALS
- Tim Sandweg
Thirst.
International theatre festivals during the Corona period
EXHIBITIONS
- Sarah Heppekausen
The museum as a seduction.
„Puppets 4.0 – an imaginary museum“ at the dfp in Bochum - Silvia Brendenal
Without warning.
Objects from 35 years of theatre by Agnès Limbos
SWISS WINDOW
- Jacqueline Surer
New forms of animation.
The first Swiss Master’s programme in Figure Theatre - Hansueli Trüb talks with Franziska Burger
The end of an era.
A conversation with the outgoing director of the „Fabrikpalast“Aarau.
ENGLISH SUMMARIES
EDITORIAL
Inheriting culture
The generation change in theatre of things
What remains when, after years of artistic and curatorial activity, a career slowly rounds the final bend? What happens when a young generation takes over the baton at the change-over point? „Double“ has examined how transitions between generations in puppet, figure and object theatre are shaped, and the result is a polyphonic spectrum of handovers, takeovers and diffusions in the “theme” section.
After a few introductory thoughts on transitions between artistic generations where the author’s diagnosis is joint development rather than confrontation, she hands over the word to artists from different generations. They talk about the cooperation between parents and children; about methods of staying in contact with the following generation as a mentor, partner or teacher; about a new director’s conflict between keeping things as they are and wanting to make a fresh start,; about productive solutions in multi-generational theatres, and the opportunities for transferring historical knowledge of puppetry from one generation to the next.