double #34

“Respekt wer’s selber macht.”
Amateure im Figurentheater

Heft 2/2016

Portrait: Gyula Molnár
Festivals: Bochum, Baden, Magdeburg, Pilsen, Erfurt


Editorial

Amateur = Profi minus Geld?
Wikipedia nennt in seinem Eintrag „Amateur“ die wesentlichen Aktionsfelder der Nicht-Profis: Amateurfunk (ja, diese Autos mit den zwei Meter langen Antennen), Amateurmusik (jede Weihnachten im Familienkreis), Amateurpornographie (alles außer Sex für Geld?), Amateursport (Olympia lässt grüßen!) und – Amateurtheater. Das alles sind Tätigkeiten einer „Person, die – im Gegen-satz zum Profi – eine Tätigkeit aus Liebhaberei ausübt, ohne einen Beruf daraus zu machen bzw. Geld für ihre Leistung zu erhalten.“ Das gilt auch für uns, sind doch alle Redakteure von double ehrenamtlich und aus Liebe zur Sache zugange. Andererseits hat double professionellen Anspruch, Grafik, Produktion und Vertrieb liegen in professionellen Händen, und alle Blattmacher sind hauptberuflich im Theater-Feld tätig. Hier wird es schwierig, die Grenze zwischen amateurhaft und professionell genau zu ziehen.
Diese Grenzübergänge, aber auch die jeweiligen Positionierungen und Bestimmungen in der Grauzone diskutiert der The-menteil dieses Heftes. Meike Wagner führt ein mit einem historischen Rückblick auf den heute noch einflussreichen Diskurs um ‚Dilettanten‘ und ‚echte Künstler‘. Florian Feisel macht deutlich, wie wichtig es ist, als Künstler seine eigenen Amateurstrategien zu aktivieren. Mascha Erbelding berichtet vom populären Puppen-Heimtheater des 19. Jahrhunderts. Yvonne Schmidt gibt uns einen Überblick zur Amateur-Szene und dem Freilichttheater in der Schweiz. Tim Sandweg diskutiert als Juror des Fritz-Wortelmann-Preises Ästhetiken und Kategorien des Amateurfigurentheaters. Christina Röfer fasst für uns die Ergebnisse einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Amateurtheaterwettbewerbs Amarena zusammen. Angelika Albrecht-Schaffer, Katja Spiess und Christian Schönfelder positionieren sich aus ihren jeweiligen Tätigkeitsbereichen Amateurfigurenspiel, Theaterleitung und Dramaturgie. Den Thementeil rundet ein Gespräch von double mit den passionierten Amateur-Figurentheater-Machern Daniel Erbelding und Nicola von Otto ab.
Berichte vom regen europäischen Festivaltreiben der vergangenen sechs Monate, ein Blick auf die letzten Inszenierungen des Regisseurs Gyula Molnár, Streifzüge durch die aktuellen Produktionen der jungen Spielergeneration und ein Essay über das Faszinosum „Frankenstein“ erwarten Sie im zweiten Teil des Hefts. Ganz zum Schluss gewähren wir dann noch einen kleinen Einblick in das im November in der Lektionen-Reihe unseres Verlags erscheinende Buch „Theater der Dinge“.
Liebevolle Lektüre wünschen Meike Wagner und Katja Spiess

Inhalt

THEMA
„Respekt, wer´s selber macht.” Amateure im Figurentheater

  • Professionelle Amateure?
    Einige einleitende Gedanken zum Thema
    von Meike Wagner
  • Heißgeliebter Amateur
    Amateur und Profi – zwei geschundene Begriffe als untaugliches Gegensatzpaar
    von Florian Feisel
  • „Nun denn hinaus in den Volksveredelungsdienst, Miniaturbühne!“
    Bürgerliches Heimtheater um 1900
    von Mascha Erbelding
  • Das Freilichttheater in der Schweiz
    Verhandlungen zwischen professionellem und nichtprofessionellem Theater
    von Yvonne Schmidt
  • Das große Fragezeichen
    Eine Forschungsreise zum Fritz-Wortelmann-Preis
    von Tim Sandweg
  • Spiellust und Überzeugung
    Eindrücke von der Podiumsdiskussion „Amateurtheater heute – Was sind die Kriterien künstlerischer Qualität?“
    von Christina Röfer

POSITIONEN ZUM AMATEURTHEATER

  • Amateurpuppenspielerin – mehr als ein Hobby!
    von Angelika Albrecht-Schaffer
  • Die Grenzen der Liebe
    Ein Erfahrungsbericht
    von Katja Spiess
  • Wo die Welten sich treffen
    Über die professionelle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
    Christian Schönfelder
  • Die Idealismus-Struktur
    double im Gespräch mit Figurentheater-Amateuren

PORTRAIT

  • Die Genialität der Randerscheinungen
    Ein Blick auf Gyula Molnárs (letzte?) Regiearbeiten
    von Anke Meyer

FESTIVAL

  • Theater im Zwischen
    Die FIDENA 2016 auf den Spuren der großen Traditionen asiatischer Puppenspielkunst
    von Christian Bollow & Meike Hinnenberg
  • Figur und Ritual
    Über die Relevanz ritueller Formen für das zeitgenössische Figurentheater, double-Diskurs 4
  • Geschichten aus dem Untergrund
    Das 12. Internationale Figura Theaterfestival in Baden
    von Katja Spiess
  • Märchen, Mythen, Weltenrettung
    Eindrücke von der 11. Synergura
    von Jörg Lehmann
  • Gestaltwandlerinnen
    Eine kurze Reise zum 32. Festival „Skupova“ in Pilsen
    von Mascha Erbelding
  • Zu neuen Ufern?
    Über das internationale Festival „Blickwechsel“ 2016 und das Symposium „Aufbruch“ in Magdeburg
    von Seta-E. Guetsoyan

NEXT GENERATION

  • Das Spiel mit den Regeln
    Ein Selbstversuch
    von Almut Wedekind
  • Austausch-Prozesse und fruchtbare Ratlosigkeit
    Studentisches Festival in Stuttgart
    Gertraud Johne

RLEXIONEN

  • Theater als Séance begreifen
    Figurentheater auf den Spuren von „Frankenstein“
    von Steffen Georgi

PUBLIKATION

  • Theater der Dinge
    Vorabdruck eines Beitrags aus der Buchreihe Lektionen

NOTIZEN & FESTIVALKALENDER

Kaufen

Hier können Sie double #34 im TDZ-Online-Shop kaufen.

English

SUMMARY

An amateur is a person who does something out of love without being paid for it. The same applies to us, the editors of double who work in an honorary capacity for the love of it. On the other hand double has professional standards and the editors take a professional approach to their communications and writings. The theme section of this edition will be discussing this very blurred area: the border crossings, positioning and terminology in the grey area between amateurs and professionals.

CONTENTS double 34

EDITORIAL

THEME
Amateur Puppetry

  • Meike Wagner
    Professional amateurs? A few introductory thoughts
  • Florian Feisel
    Much loved amateurs Amateurs and professionals – two worn-out concepts and useless opposites
  • Mascha Erbelding
    “Come, let’s refine the masses! Miniature stages!” Domestic theatre around 1900
  • Yvonne Schmidt
    Negotiations between professional and non-professional theatre Open-air theatre in Switzerland
  • Tim Sandweg
    The big question A journey of enquiry to the Fritz Wortelmann prize
  • Christina Röfer
    Performing for pleasure or from conviction Impressions from the podium discussion on “Amateur theatre today – What are the criteria for artistic quality?”

ATTITUDES TO AMATEUR THEATRE

  • Angelika Albrecht-Schaffer
    Amateur puppet playing – more than a hobby!
  • Katja Spiess
    The limits of love A field report
  • Christian Schönfelder
    Where worlds meet up Professional work with children and young people
  • The idealism structure double talks to amateur puppeteers

PORTRAIT

  • Anke Meyer
    The genius of peripheral phenomena A look at Gyula Monár’s (final?) work as a director

FESTIVALS

  • Christian Bollow, Meike Hinnenberg
    Theatre in between FIDENA 2016 tracking down the great traditions of Asian puppet theatre
  • double discourse 4:
    Figure and Ritual On the relevance of ritual forms for contemporary figure theatre
  • Katja Spiess
    Stories from the underground Observations on the 12th International “Figura” Theatre Festival in Baden
  • Jörg Lehmann
    Fairytales, myths, saving worlds Impressions from the 11th Synergura
  • Mascha Erbelding
    Figure changers A short journey to the 32nd “Skupova” Festival in Pilsen
  • Seta-E. Guetsoyan
    To new shores? The International Festival “Blickwechsel” 2016 and the “Aufbruch” symposium in Magdeburg

NEXT GENERATION

  • Almut Wedekind
    Playing with the rules A self-experiment
  • Gertraud Johne
    Exchange processes and fruitful helplessness A student festival in Stuttgart

REFLEXIONS

  • Steffen Georgi
    Understanding theatre as a séance Figure theatre on the tracks of “Frankenstein”

PUBLICATIONS

  • Theatre of Objects Preprint of an article from the forthcoming book “Lektionen 7”

NOTES & FESTIVAL CALENDAR