double #24

Der Große Auftritt.
Die Puppe auf der Schauspielbühne

Heft 3/2011

Ausbildung: Charleville-Mézières
Julibläum: Bautzen


Editorial

Kreative Kollaborateure: Der große Auftritt der Puppe auf der Schauspiel-Bühne erhält viel Aufmerksamkeit. Auch von der Schauspiel-Kritik. Wenn doch dort nicht immer dieser bestgehasste Satz der Puppenszene auftauchen würde: »Die Puppen tanzen lassen…« In allen Variationen geistert er immer wieder durch die Journaille, wenn Schauspiel-Kritiker in Wort zu fassen suchen, was sie da puppentheatral geboten bekamen. Das ist ärgerlich, denn hier hinkt die Theorie der Praxis gewaltig hinterher. Die Theaterkünstler, Schauspieler, Regisseure und Dramaturgen befassen sich seit einiger Zeit mit der Integration von Puppenfiguren und puppentheatraler Ästhetik auf der Schauspiel-Bühne. Was ist da gewachsen in den letzten Jahren? Wie sieht konkret die Zusammenarbeit zwischen Puppenspieler und Schauspiel-Regisseuren aus? Welche Möglichkeiten bietet das Schauspiel für die Puppe und umgekehrt?

Christoph Lepschy hat sich für uns Gedanken gemacht über das grundsätzliche Verhältnis von Schauspiel und Puppe in ästhetischer und institutioneller Hinsicht. Welche Hindernisse gilt es bei einer Zusammenarbeit zu überwinden und welche Potentiale tun sich auf? Diese Fragen sind auch leitend für die dramaturgische Analyse von Meike Wagner, die anhand von einigen Schauspielinszenierungen mit Puppenspiel versucht, einige Tendenzen der Schauspiel-Regie zwischen Figurendramaturgie und spektakulärem Bildertheater aufzuzeigen. Wie die Arbeit für Puppenspielerinnen auf der Schauspielbühne konkret aussieht erfahren wir durch die Beiträge von Anke Meyer, Meike Wagner und Tim Sandweg. In Interviews geben die Puppenspielerinnen Julia Giesbert und Inga Schmidt Einsichten in das »Spielen für die große Bühne«. Dann geht es um die Theaterarbeit von Suse Wächter, die schon seit vielen Jahren die künstlerische Position der Puppe im Schauspiel behauptet und gestaltet. In einem Gespräch gab sie den Autoren Anke Meyer und Meike Wagner Einblicke in ihre künstlerischen Konzeptionen.

Auch durch den zweiten Teil des Heftes ziehen sich Betrachtungen zu Puppen auf großen Bühnen und zu der Kombination von Schau- und Puppenspiel: Unsere Autoren besuchten Premieren u.a. in Dresden, München sowie ein Work-in-Progress in Groningen, berichten vom Jubiläum der Puppenspielsparte am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen und würdigen den in diesem Sommer verstorbenen Regisseur Horst Hawemann, der sich ebenfalls zwischen den Theaterwelten bewegte. Abgerundet wird der Blick auf aktuelle Tendenzen in der Figurentheaterszene mit Berichten über die Festivals in Erlangen und Magdeburg, über die Diplomvorspiele an der ESNAM in Charleville-Mézières und mit Beiträgen zum Wachstumssektor Theater von Anfang an.

Meike Wagner und Tim Sandweg

Summary

For some time now theatre artists, actors, directors and dramaturgs have been considering how to integrate puppets and puppetry with actors on stage. What have been the developments in the past few years? What does the cooperation between puppeteers and acting directors look like in concrete terms? What opportunities does acting offered to puppetry and vice versa? The theme section of this edition features articles dealing with these questions. On the one hand there are theoretical and analytical reflections on the basic relationship between acting and puppetry with regard to institutions and aesthetics; and strategies used by acting directors when dealing with puppets. On the other hand the authors explore what this work looks like in a concrete fashion in an interview with two puppeteers, Julia Giesbert and Inga Schmidt, and an article on the puppet maker and puppeteer Suse Wächter. The second section of the magazine uses reports and reviews to look at current tendencies in the puppet theatre scene.

Inhalt

Thema

  • Der Blick ins Leere
    Über die prekären Beziehungen zwischen Schauspielern und Puppen
    von Christoph Lepschy
  • Spielen für die große Bühne
    Julia Giesbert und Inga Schmidt im Interview
    von Julia Giesbert und Inga Schmidt
  • Die künstlerische Position der Puppe
    Die Puppenbauerin und Puppenspielerin Suse Wächter im Kontext des Schauspiels
    von Anke Meyer und Meike Wagner
  • Der Mensch als Maß aller Dinge
    Die Puppe als produktiver Störfaktor in der Schauspielregie
    von Meike Wagner

Festival

  • Dubiose Körper
    Eindrücke vom 17. Internationalen Figurentheaterfestival in Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach
    von Anke Meyer und Katja Spiess
  • Die Fragen zwischen kleiner und großer Bühne
    Das Figurentheaterfestival »Blickwechsel« in Magdeburg
    von Anna Peschke

Ausbildung

  • Ebenso achtsam wie radikal
    Diplomvorspiele an der ESNAM in Charleville-Mézières
    von Silvia Brendenal

Jubiläum

  • Ein lebendiger Ort
    50 Jahre Puppentheater Bautzen
    von Tim Sandweg

Zeitgeist

  • Showtime ab zwo? Neues vom Theater von Anfang an
    Sarah Gentrup: Kinderschuhe; Marianne Fritz: Annäherungen
    von Marianne Fritz und Sarah Gentrup

Inszenierungen

  • Im ewigen Weiß
    »69ºS.« der New Yorker Phantom Limb Company
    von Anna Teuwen
  • Die Monster, die da kamen
    »Dr. Jekyll und Mr. Hyde« am Theater der Altmark, Stendal
    von Michael Isenberg
  • »Es tut nicht weh, ich bin eine Puppe.«
    »Ein Sommernachtstraum« als Koproduktion Halle / Dresden
    von Gabriele Gorgas
  • Liebeserklärung in dritter Instanz
    Georg Jenisch illustriert Carl Orffs »Catulli Carmina«
    von Katrin Gellrich
  • Anti-Burton
    »Songs for Alice« vom Figurentheater Wilde & Vogel
    von Tobias Prüwer

Nachruf

  • Horst Hawemann (1940–2011)
    von Silvia Brendenal

Notizen

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